Positivformulierungen: Achtsame Sprache fördert die Gesundheit
Die Bedeutung eines achtsamen Sprachgebrauches wird häufig unterschätzt. Worte sind nicht nur aneinandergereihte Buchstaben, sie erzeugen positive wie negative Gefühle. Durch die Nutzung entsprechender Worte können Sie Stimmungen erzeugen. Worte wecken Gefühle von Liebe, Hoffnung, Begeisterung, aber auch Angst, Unsicherheit und Hoffnungslosigkeit. Worte können uns lähmen oder kraftvoll sein. Ihre Macht liegt darin, dass sie unserem Inneren Bilder auslösen. Mit diesen Erinnerungen und Vorstellungen sind teilweise heftige Gefühle verboten. Von Mensch zu Mensch können die Bedeutung dieser Worte und die ausgelösten Gefühle sehr unterschiedlich sein. Sie hängen immer von den Erfahrungen ab, die wir mit dem jeweiligen Begriff gemacht haben.
Die psychologische Wirkung von Worten
Mit unserer Wortwahl können wir Gefühle und damit auch eine Gesprächssituationen beeinflussen. Es ist ein großer Unterschied, ob ich sage, „Ich bin total gestresst“ oder „Ich brauche etwas mehr Ruhe“. Schon das Wort Ruhe löst eine gewisse Beruhigung aus und kann sogar den Puls verlangsamen. Negativ besetzte Worte erzeugen unangenehme Gefühle, positiv besetzte genau das Gegenteil. Durch achtsamen Umgang mit Sprache können wir positiven Einfluss nehmen. Mediziner der Friedrich-Schiller-Universität Jena fanden heraus, dass bereits die Ankündigung von Schmerz, insbesondere das Wort „quälend“, das Schmerzgedächtnis aktivieren. Schon durch die Verwendung des Wortes kann physischer Schmerz ausgelöst werden. Verneinende Aussagen erzeugen Stress. An der Freien Universität Berlin fand ein Forscherteam heraus, dass sich bei positiven Worten die Pupillen weiten, bei negativen aber verengen. Selbst die Körperhaltung ist bei einer positiven Sprache anders als bei einer negativen. Die positive Wortwahl erzeugt einen aufrechteren Gang, selbst Verspannungen können sich lösen. Je mehr positive Worte wie in den alltäglichen Sprachgebrauch einfließen lassen, desto gesünder wird unser Alltag aussehen. (Quelle: Zeitschrift „Forum Logopädie“/ März 2017).
Negativformulierungen fordern unbewusst zur Rebellion auf
Negativformulierungen lenken unseren Blick auf das, was nicht erwünscht ist, sie verunsichern und demotivieren. Um Aussagen verstehen zu können, muss das Gehirn jedem einzelnen Wort eine Bedeutung geben. Die Aufforderung: „Denken Sie nicht an einen rosa Elefanten!“ Ruft also genau das Bild des rosa Elefanten hervor, da sowohl das Wort Rosa als auch das Wort Elefant mit einem Bild verknüpft werden. Es ist medizinisch erwiesen, dass das menschliche Gehirn ein Nein mit deutlich mehr Aufwand verarbeiten muss als ein Ja. Ein Satz wie: „Fahre nicht so schnell mit dem Fahrrad!“ bedeutet, dass sich das Kind zunächst schnelles Fahren vorstellen muss, diesen Gedanken anschließend aus seinem Kopf verbannen und sich eine andere Strategie überlegen muss. Negative Formulierung haben häufig den Beigeschmack von Verboten und werden daher gerne ignoriert. Verbote sind fast immer mit schlechten Erinnerungen und Gefühlen verbunden. Es stellt sich Unmut, innere Ablehnung oder offener Widerstand ein. Unbewusst verwenden die meisten Menschen mehr negative als positive Worte und erzeugen damit genau das Gegenteil dessen, was sie sich wünschen. Für alle, die beruflich viel mit anderen Menschen zu tun haben, ist ein entsprechendes Training sehr sinnvoll. Mit einer positiven Sprache können Sie jeden stärker zur Mitarbeit motivieren.
Die Wirkung von positiver Sprache
Worte können trösten oder verletzen. Manche negativen Formulierungen hängen uns noch Jahre nach. Mit diesem Wissen im Hinterkopf können wir tagtäglich Situationen positiv beeinflussen. Damit ist Sprache ein wirkungsvolles Instrument zur Gesundheitsförderung. Wir sollten auch im Alltag möglichst viele positive Wörter verwenden, zum Beispiel die Begriffe aufmerksam, achtsam, gemeinsam und behutsam. Positive Formulierungen haben nichts mit Schönfärberei zu tun. Sie erzeugen mehr Wohlbefinden in uns und in unserem Gesprächspartner. Dieser Effekt ist medizinisch erwiesen. Viele Gründe sprechen für eine bevorzugte Nutzung von Positivformulierungen. Wenn Sie gezielt positiv formulieren, vermeiden Sie überflüssige Diskussionen. Dieses Wissen nutzen wir gezielt bei der logopädischen Behandlung und der Gesundheitsprävention. Hier werden Menschen mit organischen oder funktionellen Sprach-, Sprech-, Stimm- und Schluckbeschwerden behandelt. Unsere qualifizierten Fachkräfte arbeiten vernetzt mit Ergotherapeuten und anderen Spezialisten der Physiotherapie. Ziel ist immer die Wiederherstellung, Verbesserung und Erhaltung der stimmlichen Fähigkeiten und des Schluckvorgangs. In der Regel findet die logopädische Behandlung in Form einer Einzeltherapie statt. Bei Kindern heben wir den spielerischen Aspekt hervor und beziehen die Eltern stark in die Behandlung mit ein. Ein vertrauens- und respektvoller Umgang untereinander fördert das Therapieergebnis. Deshalb ist die positive Wortwahl aller Beteiligten von entscheidender Bedeutung.